Waren bei der Geburt der Informatik hauptsächlich Männer im Spiel, wodurch das Feld früh von Männern erobert wurde? Heute lernen wir die Geschichte von Ada Lovelace kennen, eine Frau, die bei der Entstehung der Informatik ihre Finger mit im Spiel hatte und als die erste Programmiererin der Welt gilt, wodurch sie bis heute junge Frauen inspiriert, sich dem Feld der Informatik zu stellen.
Ihre Kindheit, Vorbilder und Unterstützer:innen
Als Ada Lovelace am 10. Dezember 1815 geboren wurde – eine Zeit, in der Frauen der Zugang zu öffentlicher Bildung weitgehend verwehrt wurde – kümmerte sich ihre Mutter Annabella um eine umfassende Ausbildung ihrer Tochter in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Musik. Annabella selbst war Mathematikerin und sprach der Bildung ihrer Tochter einen hohen Stellenwert zu. Bereits im jungen Alter zeigte Ada eine Begabung im Feld der Mathematik und in den Wissenschaften und Annabella sorgte dafür, dass diese Begabung gefördert wurde. Ada Lovelace verbrachte viel Zeit mit dem Selbststudium neuer Erfindungen und technischen Zeichnungen, träumte davon zu fliegen und das Gehirn mathematisch beschreiben zu können. Damals waren Frauen, die sich akademisch fortbilden wollten, auf die Hilfe von Männern angewiesen, um die Zugangsbeschränkungen zu dem niedergeschriebenen Wissen zu umgehen. 1835 heiratete Ada Lovelace ihren Mann Baron William King, der sich nur für sie in die Royal Society aufnehmen ließ, um in den Bibliotheken Artikel für seine Frau abzuschreiben.
Ihre Mentorin
Durch ihr großes Talent traf sie im Rahmen ihres Studiums auf Mary Somerville, die eine angesehene Wissenschaftlerin und Mathematikerin war. Sie wurde Adas Mentorin und durch sie lernte Ada den Mathematiker und Erfinder Charles Babbage kennen, der als "Vater des Computers" bezeichnet wird. Nach langjähriger wissenschaftlicher Korrespondenz wurde Ada Babbages Mitarbeiterin, wodurch Adas Weg in die Informatik geebnet wurde. Charles Babbage arbeitete zu der Zeit an einem revolutionären Gerät: der analytischen Maschine, welche eine Vorform des modernen Computers war. Dieses Gerät sollte in der Lage sein, allgemeine Berechnungen durchzuführen. Ada erkannte das Potenzial dieser Maschine - wenngleich dieses von vielen Zeitgenossen nicht wahrgenommen wurde und unterstützte Babbage in seiner Forschung.
Ihre Leistungen
1942 hielt Babbage einen Vortrag über seine Erfindung, der als Grundlage für einen wissenschaftlichen Artikel von Luigi Menabrea, einem italienischen Wissenschaftler, diente. Da dieser Artikel allerdings auf Französisch war, übersetzte Ada diesen ins Englische. Jedoch wich Ada von einer reinen Übersetzung des Artikels ab und fügte umfangreiche eigene Anmerkungen und Ideen hinzu, die die Länge des ursprünglichen Texts etwa um das Doppelte übertrafen. In diesen Notizen formulierte Ada die Grundgedanken des Programmierens und entwickelte das erste Konzept eines Algorithmus, das speziell für die Ausführung auf einer Maschine vorgesehen war. In dem beigelegten Plan legte Ada vor, wie die Bernoulli-Zahlen in Diagrammform berechnet werden können, was heute als erstes Computerprogramm gelten kann. Durch Ada Lovelaces Notizen erkannte Babbage, dass statt seiner ursprünglichen Maschine – die zur Lösung von polynomialen Funktionen genutzt werden sollte – eine allgemeinere Maschine möglich wäre. Er konstruierte auf dem Papier eine Maschine, die aus über 55.000 Einzelteilen bestand, 19 Meter lang und 3 Meter hoch sein und die vier Grundrechenarten beherrschen sollte. In einer Art Arbeitsspeicher hätte die Maschine, je nach Entwurf, 100-1.000 Zahlen mit 40-50 Dezimalstellen halten können. Leider wurde die Maschine zu Babbages Lebzeiten nicht mehr gebaut. Einerseits war der Entwurf für die damalige Zeit zu kleinteilig und zum anderen weigerte sich das britische Parlament, die Finanzierung zu übernehmen, da bereits der Vorgänger finanziert wurde. Erst ein Jahrhundert später wurden vergleichbare Computer realisiert. Inzwischen ist übrigens bekannt, dass Babbages Entwurf korrekt war und die Maschine funktioniert hätte. In vielerlei Hinsicht war Adas Arbeit ihrer Zeit voraus. Sie fantasierte bereits über künstliche Intelligenz und die Möglichkeit, dass Maschinen kreativ sein könnten. Diese Konzepte wurden erst viele Jahre später ernsthaft erforscht. Während Babbage eine Maschine für Berechnungen erfinden wollte, konnte Lovelace früh das Potenzial dieser Maschine erkennen und verstand, dass die Maschine für mehr als nur Berechnungen genutzt werden kann. Sie formte damit eine der Grundbausteine der Informatik: die systematische Verarbeitung von Informationen. Auch beschrieb sie als erste die Unterscheidung von Hardware und Software, als sie die Unterscheidung der physischen Teile der Maschine und der konzeptionellen Teile verstand. Leider blieb Adas Genie zu Lebzeiten weitestgehend unerkannt und sie konnte so ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen. Mit nur 36 Jahren starb Ada an Gebärmutterhalskrebs und geriet in Vergessenheit.
Ihre Wirkung
Heute gilt sie allerdings als Pionierin und als Inspiration für viele in der Technologiebranche. Ihr Leben und ihr Wirken zeigen, dass Mathematik und Informatik kreative und visionäre Felder sind, in denen Frauen nicht benachteiligt werden sollten - im Gegenteil: Sie können bedeutende Beiträge leisten! Ada steht heute als Symbol dafür, dass sich Neugierde, Durchhaltevermögen und Bereitschaft, gegen die Konventionen der Zeit zu kämpfen, lohnen und zu unglaublichen Entdeckungen führen können. Sie ermutigt heutzutage junge Frauen, ihre Interessen und Talente in den Wissenschaften und in der Technik zu verfolgen. Sie erinnert uns daran, dass Innovation keine Grenzen gesetzt sind - weder zeitlich noch geschlechtsspezifisch. Adas Geschichte erinnert uns daran, dass der Geist der Entdeckung in jedem von uns steckt, ob Mann, ob Frau oder divers. Sie zeigt, dass jeder in der Lage ist, die Welt zu verändern und die Zukunft zu gestalten. Durch ihre Arbeit hat Ada Lovelace nicht nur den Grundstein der modernen Informatik gelegt, sondern auch eine inspirierende Geschichte hinterlassen, die junge Frauen dazu ermutigt, groß zu denken und sich Herausforderungen zu stellen.
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