Was sind Digitale Nudges?
Der Begriff "Nudging" wurde im Jahr 2008 von den Professoren Thaler und Sunstein eingeführt. Die offizielle Definition beschreibt eine Methode, bei der das Verhalten von Menschen auf vorhersehbare Weise beeinflusst werden kann, ohne Optionen zu verbieten oder wirtschaftliche Anreize signifikant zu verändern (Richard H. Thaler & Sunstein 2008). Das bedeutet, es handelt sich um Anreize oder “Anstupser”, die euch in der digitalen Umgebung beeinflussen sollen. Im Bereich der digitalen Umgebungen hat sich der Begriff "Digital Nudging" in den letzten Jahren etabliert. Hierbei handelt es sich um die Verwendung von Designelementen in Benutzeroberflächen, um das Verhalten von Menschen in digitalen Entscheidungsumgebungen zu lenken (Weinmann et al. 2016). Wichtig zu betonen ist hierbei, dass Nudges nur in positiven Kontexten einzusetzen sind. Eine negative Art der Beeinflussung ist als Manipulation anzusehen und ist dementsprechend nicht gewünscht.
Wie können Digital Nudges designt und eingesetzt werden?
Für Digital Nudges gibt es sechs weit verbreitete Designprinzipien. Diese Prinzipien heißen Defaults, Feedback, Mapping, Anreize, komplexe Entscheidungen und Fehler. Sie dienen dazu, die richtige Umgebung für Entscheidungen zu schaffen und den Benutzer:innen zu helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.
Defaults (Voreinstellungen): Menschen neigen dazu, die Option mit dem geringsten Aufwand zu wählen. Hier können Voreinstellungen genutzt werden, um Benutzer:innen in eine bestimmte Richtung zu lenken, indem implizite oder explizite Vorschläge gemacht werden. Zum Beispiel ist ein gesetzter Haken bei der Frage: “Soll dein Passwort gespeichert werden?” ein Default, der dir hilft dein Passwort nicht erneut eingeben zu müssen.
Feedback geben: Ein gut gestaltetes System kann seinen Nutzer:innen Feedback geben, wenn sie etwas falsch machen. Zum Beispiel wird hier oft in rot und Großbuchstaben dir mitgeteilt, wenn du ein falsches Passwort eingetippt hast.
Mapping: Das Prinzip des Mappings soll dabei helfen, komplexe Optionen zu verstehen und auszuwählen. Z.B. werden euch, wenn ihr einen Handytarif auswählen wollt, die Optionen gut übersichtlich als “Map” auf der Website dargestellt. Dies führt zu einer schnelleren Entscheidungsfindung als das nervige Klicken vieler unterschiedlicher individueller Seiten.
Anreize schaffen: Durch die gezielte Bereitstellung von Anreizen können Menschen motiviert werden, sich selbst zu helfen. Zum Beispiel sind Punktesysteme in Fitness- oder Ernährungsapps darauf ausgerichtet, den Nutzer:innen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen.
Komplexe Entscheidungen strukturieren: Komplexe Entscheidungen müssen strukturiert werden, um den Benutzer:innen die Auswahl zu erleichtern. Dies ist besonders wichtig, wenn es zu viele Informationen gibt. So ist eine gute Struktur in z.B. internen Unternehmensnetzwerken sehr wichtig, um Informationen schnell finden zu können.
Fehler erwarten: Ein guter "Choice Architect" weiß, dass Benutzer:innen Fehler machen können. Daher sollte das Design darauf abzielen, menschliche Entscheidungen zu unterstützen und zu erleichtern. Ein gutes Beispiel sind dafür übersichtliche digitale Formulare, bei denen sofort klar wird, was ausgefüllt werden muss und wo ein Häkchen gesetzt werden muss. Bei schlechten Formularen, bei denen dieses Designprinzip ignoriert wurde, sucht man oft lange und vergeblich nach der fehlenden oder falschen Information, die noch fehlt, um das Formular abschicken zu können.
Wie werden Digital Nudges eingesetzt?
Digitale Nudges können in Unternehmen eine spannende Rolle spielen, zum Beispiel in internen sozialen Netzwerken. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter:innen in Zeiten der digitalen Transformation zu unterstützen und die Einführung neuer Tools und Programme zu erleichtern. Hier können digitale Nudges dazu beitragen, die Nutzer:innen zu führen und zu motivieren, um ihre Erfahrungen mit dem digitalen Wandel zu verbessern. Außerdem können Digital Nudges in Form von Empfehlungen die Wiederverwendung von Informationen im Unternehmen fördern, Entscheidungsprozesse verbessern und Synergieverluste zwischen Mitarbeiter:innen verringern.
Schlussfolgerung
Digital Nudges zu verstehen, ist eine wertvolle Fähigkeit, um gute digitale Umgebungen zu bauen und Nutzer:innen zu unterstützen, egal ob im Schul-, Uni- oder Unternehmenskontext. Digital Nudges können nicht nur die persönliche Entscheidungsfindung unterstützen, sondern auch dazu beitragen, die Nutzung von IT-Systemen zu optimieren. Es bleibt spannend zu beobachten, wie diese Konzepte in der Praxis umgesetzt werden und welche neuen Entwicklungen es im Bereich der Digital Nudges geben wird.
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