In unserem neuesten Interview sprechen wir mit Lena, der 29-jährigen CEO und Co-Founder von aiomatic. Lena teilt ihre spannende Reise von der Idee bis zur Gründung eines innovativen Startups. Sie erzählt von den Herausforderungen, denen sie begegnet ist, und ihrer Mission, mehr Frauen in die Tech-Branche zu bringen.
Das ITgirl im Profil
Name: Lena Weirauch oder Instagram
Position: Co-Founderin
Traumberuf als Kind: Tierärztin
Unternehmen: aiomatic
Kannst du dich und deine Rolle bei aiomatic kurz vorstellen?
Ich bin Lena, 29 Jahre alt, Psychologin und CEO & Co-Founder des Startups aiomatic. Meine Rolle bei aiomatic umfasst aktuell hauptsächlich das Thema Strategie, Sales & Repräsentation des Unternehmens nach außen.
Was macht aiomatic und wie kam es von der Idee zu der Firmengründung?
Bei aiomatic haben wir eine intelligente Wartungssoftware entwickelt, die Produktionsunternehmen dabei hilft, Maschinenausfälle zu verhindern und somit Wartungskosten zu reduzieren. Die Idee kam mir als ich als Projektmanagerin in der Luftfahrt gearbeitet habe und beobachten konnte, dass viele Produktionsunternehmen hohe Kosten durch ungeplante Maschinenausfälle haben. Das wollte ich mithilfe eines innovativen Produktes lösen.
Welchen besonderen Herausforderungen standest Du bei der Gründung von aiomatic gegenüber und wie hast du diese gemeistert?
Zum einen haben wir in einem absoluten Ausnahmejahr gegründet, und zwar 2020, der Beginn einer globalen Pandemie. Dadurch, dass von heute auf morgen keine Veranstaltungen mehr möglich waren, fiel es sehr schwer, sichtbar zu werden und mit entsprechenden Kund:innen oder Investor:innen in Kontakt zu kommen. Das war zu Beginn eine große Herausforderung, aber wir haben gelernt, damit umzugehen und mit virtuellen Veranstaltungen klarzukommen und die digitale Welt für uns zu nutzen. Ich habe deswegen auch angefangen, aktiv auf LinkedIn zu posten, was mir bis heute ein großer Vorteil ist, denn ich habe dort ein großes Netzwerk aufbauen können.
Foto: © Henning von Holdt
Wie hältst du dich über die rasanten Fortschritte in der KI-Technologie auf dem Laufenden und integrierst diese in eure Lösungen?
Ich habe mir über die Zeit eine Reihe an Wissensquellen aufgebaut, die ich nutze, um auf dem Laufenden zu bleiben. Dazu gehören deutsche & amerikanische Quellen. Am liebsten höre ich tatsächlich Podcasts dazu. Man muss aber auch sagen, dass es fast unmöglich ist, immer auf dem neusten Stand zu bleiben, denn es kommen täglich sooo viele Paper heraus, sodass es sehr schwer ist, den Überblick zu behalten. Aber genau deshalb nutze ich Medien, die für mich die wichtigsten Infos zusammentragen.
Du setzt dich stark für Frauen in der IT ein - wie ist aiomatic diesbezüglich aufgestellt und wie willst du das Frauen-Verhältnis bei aiomatic in Zukunft zu verändern?
Noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Am Anfang habe ich darauf gewartet, dass sich Frauen bei uns auf die Tech-Stellen bewerben, aber das kann man quasi vergessen. Ich glaube, ich kann an einer Hand abzählen, wie viele weibliche Bewerbungen wir bekommen haben, so hart das auch ist.
Deshalb haben wir nun begonnen, aktiv weibliche Talente anzusprechen und zu rekrutieren und haben damit in den letzten Monaten gute Resultate erzielt, sodass wir nun auch tolle Frauen einstellen konnten. Da muss aber ganz klar noch mehr passieren!
Wie erklärst du dir die geringe Anzahl an Gründerinnen im Tech Bereich?
Das ist ziemlich einfach, es ist einfach gesellschaftlich geprägt. Wenn ich auf Veranstaltungen bin, dann höre ich immer noch fast niemanden gendern und so bleibt es dabei, dass wenn wir an den Ingenieursberuf denken, sofort einen Mann im Kopf haben. Aber genau da können wir ansetzen, wir müssen es schaffen, dass junge Frauen zumindest darüber nachdenken, ob sie eine Leidenschaft für Technik haben.
Welche Initiativen oder politischen Maßnahmen sind deiner Meinung nach notwendig, um mehr Frauen zu ermutigen, eine Karriere im Bereich KI und Technologie zu verfolgen?
Ich glaube, dass es wirklich schon im Kindergarten beginnen muss, dass die kleinen Mädchen eben nicht eine Puppe in die Hand gedrückt bekommen und die Jungs Bauklötze.
Und auch in den Schulen können wir dazu beitragen, dass es für Mädchen normaler wird, sich auch für Technik zu interessieren. Vorbilder spielen hier übrigens auch eine wichtige Rolle.
Ich weiß noch, dass ich damals in Physik, Mathe & Chemie glaube ich nicht eine einzige Lehrerin hatte, sondern immer nur Lehrer – und das sendet ja auch schon die falschen Signale.
Du bist Botschafterin für das Programm ProTechnicale, welches jungen Frauen ein technisches Orientierungsjahr nach dem Abitur anbietet. Wie wurdest du auf das Programm aufmerksam und welche anderen Programme/Initiativen kannst du empfehlen?
ProTechnicale ist mir eine wahre Herzensangelegenheit und ein echter Safe Space für junge Mädchen. Ein Jahr lang können sie sich ausprobieren und MINT-Fächern eine Chance geben. Ein Jahr nach der Gründung von aiomatic hatte ich einen tollen Artikel in der Welt am Sonntag und so ist die heutige Geschäftsführerin Friederike Fechner auf mich aufmerksam geworden und hat sich bei mir gemeldet.
Bis heute unterstütze ich ProTechnicale und kann nur jedem empfehlen, sich das Programm anzuschauen und Unternehmen empfehlen, das Programm zu unterstützen, wenn sie zukünftig weibliche Talente für technische Bereiche brauchen.
Darüber hinaus kann ich noch die Hacker School von Julia Freundenberg empfehlen, die es sich zur Aufgabe machen, die Jugend mit Programmieren in Kontakt zu bringen. Auch das finde ich so wichtig und kann die Initiative wärmstens empfehlen, denn die Jugend ist unsere Zukunft.
Wie adressierst du das Thema Frauen in Tech auf öffentlichen Veranstaltungen?
Im ersten Schritt hat sich verändert, dass ich es überhaupt adressiere.
Früher hatte ich Angst, dass ich mich damit unbeliebt mache, denn es ist immer noch ein schwieriges Thema und wird von Männern gerne abgewürgt oder heruntergespielt.
Dabei darf man nicht vergessen, dass dahinter keine böse Absicht steckt, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass wenn man einmal eine Macht hatte, man sie ungern abgibt – das heißt, dass Männer ihre bevorzugte Lage ungern aufgeben wollen. Aber mittlerweile traue ich mich, auch wenn es auf Widerstand stößt, das Thema immer wieder anzusprechen. Oft helfen hier auch einfach Fakten. Dass zum Beispiel immer noch nur knapp 20% aller Startups von Frauen gegründet werden, ist nun mal ein Fakt, den auch keiner schönreden kann.
Welche Fähigkeiten und Bildungsmaßnahmen hältst du für zukünftige Generationen besonders wichtig?
Durch die rasante Verbesserung von KI-Technologien haben wir immer mehr mit KI-generierten Inhalten zu tun, die zu Falschmeldungen führen können. Das kann enorme Auswirkungen haben.
Deshalb finde ich es wichtig, dass wir der Jugend ein grundlegendes technisches Verständnis mitgeben, sodass sie sowas richtig einordnen kann. Auch kritisches Denken ist eine wichtige Fähigkeit, um in einer immer komplexeren Welt zurecht zu kommen.
Wir möchten alle jungen Mädchen ausdrücklich dazu ermutigen, Initiativen wie die Hacker School, ProTechnicale und Tech4Girls kennenzulernen. Diese Programme bieten hervorragende Möglichkeiten, technologische Fähigkeiten zu entwickeln und spannende Karrieremöglichkeiten im Tech-Bereich zu entdecken. Auf unserem Blog findet ihr zudem einen umfassenden Überblick über unser Netzwerk, das viele großartige Initiativen für mehr Frauen in der Tech-Welt auflistet.