Linda Büscher, die mit 17 Jahren die Bulletpoint GmbH gründete, hat mit ihrer App eine innovative Lösung entwickelt, um das Lernen einfacher und effizienter zu gestalten. Ihre Begeisterung für Informatik und die eigene Frustration über aufwendige Schulaufgaben brachten sie auf die Idee, Textmarkierungen automatisch in Stichpunkte umwandeln zu lassen. Im Interview spricht Linda nicht nur über die Herausforderungen einer jungen Gründerin, sondern auch darüber, wie sie sich technisches Wissen selbst aneignete und sich ein starkes Netzwerk aufbaute, das sie bis heute unterstützt. Dabei zeigt sie, dass Leidenschaft und Neugier zentrale Erfolgsfaktoren sind.
NEWS: Linda war am 28.10. bei Höhle der Löwen zu sehen. Hier findest du die Folge.
Foto: © RTL/Bernd-Michael Maurer
Das ITgirl im Profil
Name: Linda Büscher
Position: Gründerin Bulletpoint
Traumberuf als Kind: Ärztin
Unternehmen: Bulletpoint GmbH
Du hast bereits mit 17 Jahren ein Unternehmen gegründet. Erzähle uns, wann du dich entschieden hast, deine Idee in die Tat umzusetzen.
Während meiner Schulzeit musste ich oft Texte lesen und zusammenfassen, was ich immer als lästig empfand – besonders das nochmalige Abschreiben von Markierungen als Stichpunkte. Das wollte ich vereinfachen und suchte nach einer App, die diese Markierungen automatisch in Stichpunkte umwandelt. Nachdem ich nichts Vergleichbares finden konnte, wollte ich die App selbst programmieren, da ich im Informatik-Leistungskurs war. Zeitlich war das neben der Schule schwierig für mich, weshalb ich mir über die Freelancer-Plattform Upwork Entwickler*innen gesucht habe. Für mich stand weniger die Unternehmensgründung im Vordergrund, sondern die Umsetzung meiner Idee – und so fühlte es sich auch nicht einschüchternd an.
Warum hast du dich entschieden, den Weg der Unternehmensgründung zu gehen, anstatt zu studieren?
Schon nach wenigen Wochen hatten wir mehrere tausend Downloads, und das positive Feedback der Nutzer*innen hat mich begeistert. Die App war noch nicht fertig, und es gab noch viele Features, die ich entwickeln wollte – und immer noch will. Diese Begeisterung für das Produkt und der Drang, meine Vision zu verwirklichen, lassen mich nicht los. Studieren wäre für mich ein kompletter Richtungswechsel gewesen, und dafür war ich einfach zu sehr in mein Projekt vertieft.
Erzähl uns von deinem Unternehmen. Was ist die Kernidee und worum soll es eines Tages gehen?
Die Kernidee von Bulletpoint ist, dass Textmarkierungen automatisch in Stichpunkte verwandelt werden. Langfristig möchten wir jedoch die All-in-One-Lösung für Schüler*innen, Studierende und Auszubildende werden. Das Ziel ist, mit Künstlicher Intelligenz eine Notiz-App zu entwickeln, die den Nutzer*innen überall unterstützt – vom Schreiben und Notieren bis hin zur automatischen Erstellung von Karteikarten und Quizzes.
Was hat dir am Gründungsprozess am meisten Spaß gemacht? Welche Herausforderungen gab es und wie bist du damit umgegangen?
Am meisten Spaß macht es mir, meine Vision umzusetzen und zu sehen, wie etwas, das ich mir vorstelle, Realität wird. Besonders spannend ist der direkte Austausch mit unseren Nutzer*innen und der Community. Herausforderungen gab es viele, besonders als Solo-Gründerin. Alles blieb an mir hängen – vom Projektmanagement bis hin zum Design des UI/UX. Ich gehe damit um, indem ich meine Tage gut strukturiere und auf mich selbst achte, wenn ich eine Pause brauche. Es ist nicht immer leicht, in jeder Rolle perfekt präsent zu sein, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Du hattest vorher keine Gründungserfahrung und hast Bulletpoint ganz alleine auf die Beine gestellt. Welche Eigenschaft, Skills oder Charakterzüge haben dir besonders geholfen?
Am Anfang war es vor allem meine Begeisterungsfähigkeit, mein Ehrgeiz und der Mut, es einfach zu versuchen.
Aber es war nicht nur Mut, sondern auch eine Portion Naivität, die mir geholfen hat, nicht aufzugeben, bevor ich es überhaupt versucht habe.
Diese Kombination hat mir den Einstieg erleichtert und mich motiviert, weiterzumachen.
Wie hast du dir das nötige Wissen über den Gründungsprozess und die App-Entwicklung angeeignet?
Ich habe im Informatik-Leistungskurs schon früh eine gewisse Basis im Programmieren erlernt, was mir bei der Entwicklung meiner App geholfen hat. In der 12. Klasse habe ich angefangen, Bulletpoint zu entwickeln, und hatte somit bereits anderthalb Jahre Informatik-Erfahrung.
Darüber hinaus bin ich sehr neugierig und google alles, was ich nicht weiß. So lerne ich täglich dazu, sei es durch Lesen, das Hören von Podcasts oder einfach durch das Ausprobieren in der Praxis.
Wie baust du dir dein Netzwerk auf und worauf achtest du dabei?
Ich baue mein Netzwerk auf, indem ich offen auf Menschen zugehe und versuche, aus jedem Gespräch etwas mitzunehmen. Dabei geht es mir nicht um strategisches Netzwerken, sondern um echtes Interesse und Austausch. In jedem Gespräch frage ich mich „Was kann ich von meinem Gegenüber lernen?", meistens funktioniert das sehr gut. Meine Mentoren und Mentorinnen spielen für mich eine wichtige Rolle, da sie mir oft helfen, mich in die richtige Richtung zu lenken oder wertvolle Tipps geben, die ich direkt umsetzen kann.
Wie leicht oder schwer ist es für dich, mit 19 Jahren Mitarbeitende und ein Unternehmen zu führen?
Es ist definitiv eine Herausforderung, in so jungen Jahren ein Unternehmen zu führen, besonders weil viele Aufgaben an mir hängen bleiben. Durch meine bisherigen beruflichen Erfahrungen, zum Beispiel als Angestellte in einer Zahnklinik, habe ich jedoch viel darüber gelernt, wie ich als Führungskraft agieren möchte. Ich versuche, ehrlich, transparent und empathisch zu sein und achte darauf, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle sicher und wertgeschätzt fühlen.
Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die eine Idee haben, sich aber nicht trauen, sie umzusetzen?
Mein Rat wäre: Traut euch einfach, es auszuprobieren. Das größte Risiko ist oft nicht so groß, wie man denkt – meistens verliert man eher etwas Zeit oder Geld, aber man gewinnt unheimlich viel an Erfahrung und Selbstbewusstsein.
Auch wenn man nicht alles weiß, kann man sich vieles selbst beibringen, und es ist okay, Fehler zu machen. Mut und eine Prise Naivität können am Anfang sehr hilfreich sein. Wichtig ist, nicht aufzugeben, bevor man es überhaupt versucht hat.
Welche Social-Media-Kanäle, Websites und/oder Persönlichkeiten kannst du angehenden Gründer*innen ohne Erfahrung als Informationsquelle empfehlen?
Ich empfehle den Podcast "Fast & Curious" von Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder sowie den OMR-Podcast. Außerdem findet man auf LinkedIn viele spannende Persönlichkeiten und Informationen, die einem beim nächsten Schritt helfen können. Mir hat es sehr geholfen, mich dort mit anderen Gründer*innen und Experten zu vernetzen und so mein Wissen kontinuierlich zu erweitern.
Lasst euch von Lindas Geschichte inspirieren! Mut und Leidenschaft können Großes bewirken, auch wenn die Herausforderungen auf dem Weg zur Gründung vielfältig sind. Junge Gründer*innen sollten den Schritt wagen und ihrer Vision folgen – wer weiß, was daraus entstehen kann?