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Vergesst das Schreckgespenst IT - Interview mit Silke Kunert

Selbstständig und IT-Beraterin? Silke ist eine richtige Powerfrau. In unserem Interview findest du alles über ihren Weg und ihre Tipps.

November 30, 2021

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Silke ist 50 Jahre alt und hat sich vor kurzem mit ihrer Unternehmensberatung mit IT-Schwerpunkt selbstständig gemacht. Uns erzählt sie von ihrem Karriereweg, gibt Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erzählt von der Beratungstätigkeit während Covid19.

Aus dem Arbeitsalltag einer IT-Beraterin

Name: Silke Kunert

Beruf: Selbstständige IT-Beraterin

Traumberuf als Kind: Chirurgin

Vergesst das Schreckgespenst IT, mischt die männlich geprägte Branche mal gehörig auf, sie freuen sich auf euch!

Was eine selbstständige IT-Beraterin macht:

Ich nenne mich selbstständige IT- und Unternehmensberaterin und habe meine Schwerpunkte im Bereich Business Process Management, SAP, Organisation, Internationales Projektmanagement und der Beratung von IT-Führungskräften & Teams.

Durch meinen beruflichen Werdegang habe ich mich viel im SAP Umfeld rumgetrieben, daher schauen wir uns das mal genauer an. SAP ist einfach ausgedrückt eine Software, die für alle Unternehmensbereiche Daten und Prozesse in einer integrativen Plattform zusammenführt. Grundsätzlich ist ein SAP-System modular aufgebaut, weil es einfach wahnsinnig groß und umfangreich ist. Da muss man zunächst seinen Schwerpunkt finden und bei mir war es am Anfang der Vertrieb. Über die Jahre hat sich das dann mehr Richtung Integrationsmanagement bewegt, also über die Module hinweg die Abläufe und Zusammenhänge im Blick zu halten. Das hilft mir jetzt in meiner täglichen Arbeit, die Kunden ganzheitlich zu begleiten.

In der SAP-Beratung schaust du dir letztendlich die Bedürfnisse der Kunden an, hilfst dabei neue Ideen zu entwickeln und zu implementieren oder aber analysierst, wie du Prozesse optimieren kannst. Das wird meistens einmal graphisch dargestellt und überlegt was möglich ist im SAP oder nicht. Danach entwickelt man daraus die konkrete Lösung für den Kunden, customized das System oder schreibt eine Programmieranforderung, wenn der Standard nicht ausreicht Customizing bedeutet, dass man das SAP-System für das jeweilige Unternehmen auf Basis der von SAP vorgedachten Funktionen und Prozessen anpasst, um die Anforderungen und Wünsche des Kunden abzubilden. Dies ist insbesondere für Nicht-Programmierer:innen eine gute Spielwiese. Das Ergebnis stellt man dem Business wieder vor und nimmt eventuell noch Anpassungen vor. Nach abgeschlossener Testphase wird die Lösung in die Produktivumgebung freigegeben und kann genutzt werden.

Je nach Größenordnung der Projekte arbeitet man mit vielen verschiedenen Geschäftszweigen und Gesellschaften zusammen, was die Arbeit sehr spannend macht.

Technischer wird es, wenn ich Architektur Workshops halte oder Datenflüsse für die Unternehmensapplikationen erarbeite. Hier geht es sehr analytisch und strukturiert vor sich. Es werden die verschiedenen Systeme identifiziert, Schnittstellen ausgearbeitet, Datenflussmodelle gezeichnet und detaillierte Daten mappings definiert. Auch hier greift man in verschiedenste Bereiche des Unternehmens ein und hat insbesondere im Schnittstellen- und Systemarchitektur Umfeld einen großartigen Einblick in die Abläufe zwischen den Systemen und Abteilungen.

Wie sieht dein typischer Berufsalltag aus?

Im Moment stehe ich gegen halb 8 auf. Durch das Home Office hat man kurze Wege, das ist von Vorteil. Ich fange gegen 9 Uhr an und habe dann in der Regel schon die ersten Workshops und Calls mit den Kunden:innen. Zwischendurch dokumentiere ich die Dinge, bereite weitere Workshops, Entscheidungsvorlagen, etc. vor oder arbeite im SAP-System. Je nachdem wie der Tag verläuft, gehe ich dann zwischendurch mal zum Sport, um einen Ortwechsel zu haben und mal rauszukommen aus dem Homeoffice. Entweder jogge ich mal eine Runde oder gehe ins Studio. Dann geht es mit Calls, Projektarbeit und Workshops weiter. Also es dreht sich viel um Kommunikation und sich im Prinzip virtuell mit den Teamkollegen zusammensetzen. Mein Tag endet derzeit gegen 18 oder 19 Uhr. Projektbedingt kann das aber auch intensiver sein. Abends treffe ich schon mal Freunde, entspanne vor dem Fernseher oder mache Sport, sofern ich das tagsüber nicht erledigen konnte.

Worauf es als Frau in einem IT-Beruf ankommt:

In meinem Beruf braucht man hohes analytisches Denkvermögen und Kommunikationsfähigkeiten. Man muss Menschen gut abholen, moderieren und vor allem zuhören können. Das sind für mich die Schwerpunkte und sicherlich Eigenschaften, die Frauen liegen. Organisationstalent ist ebenso wichtig, vor allem wenn du viel Projektmanagement machst, musst du den Überblick bewahren.

Die IT ist für dich ein attraktives Umfeld wegen:

Also definitiv wegen stetiger Innovation und des kontinuierlichen Wandels. Dafür steht die IT. In all den Jahren, in denen ich das jetzt mache, war mir noch nie langweilig. Und gerade als junger Mensch hat man unheimlich tolle Möglichkeiten, Dinge schnell zu lernen und sich weiterzuentwickeln und die klassischen Wege zu verlassen. Man muss nicht immer nur straight auf der SAP-Schiene bleiben oder nur in der Programmierung. Da gibt es wirklich viele Möglichkeiten. Das finde ich nach wie vor unglaublich positiv und auch lehrreich, weil es immer weitergeht. Gerade auch jetzt mit den neuen Technologien wie KI, RPA ist es hoch spannend. Man darf keine Angst vor Veränderung haben, sonst ist man in der IT falsch. Hier tut sich immer was. Die IT ist zudem attraktiv für mich, da sie eben nicht nur die reine Technik abdeckt. Wir reden nicht nur von Infrastruktur, „hardcore programming“, etc. sondern da steckt viel mehr dahinter. Der ganze Bereich Beratung und Organisation gehören für mich genauso dazu.

Die drei wichtigsten Erfahrungen in deiner Karriere sind/waren:

Also was ich auf jeden Fall immer jedem/jeder mitgeben kann, ist sich proaktiv einzubringen. Das hat mir unheimlich viel gebracht und hat meiner Karriere auch einen gewissen Boost gegeben. Wenn man offen an die Sachen herangeht und fragt – „Hey hier, habt ihr noch was? Die Aufgabe übernehme ich oder was kann ich als nächstes tun?“ – öffnet so viele Türen und die Offenheit für Veränderung schwingt immer mit. Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich in meiner vorherigen Rolle als IT-Leiterin, dass ich ein großartiges Team an der Seite hatte, auf das man sich immer verlassen konnte, das einen nach vorne gebracht, unterstützt und inspiriert hat. Das war für meine Karriere ein ganz wichtiger Punkt. Und auf dem Weg zu so einer Position hilft es sehr eine:n Vorgesetze:n zu haben, die/der dein Potential erkennt und fördert und dir auch in Sturmzeiten zur Seite steht. Und das meine ich nicht nur aus dem Blickwinkel einer Frau.

Auf einer leeren Tafel hinterlässt du allen Mädchen aus den Abschlussklassen folgende Botschaft:

Ich sag einfach mal: Vergesst das Schreckgespenst IT, mischt die männlich geprägte Branche mal gehörig auf, sie freuen sich auf euch und ihr werdet sehen, das macht richtig Spaß! Ihr findet kreative Bereiche, in denen vor allem auch die Stärken der Frauen absolut essentiell sind.

Was wir besonders spannend fanden:

In dem Interview mit Silke konnten wir vor allem den Bereich einer IT-Schnittstellen Position besser kennenlernen. In so einem Bereich vereint man den wirtschaftlichen Teil einer Unternehmung mit den klassischen IT-Aufgaben und unterstützt beim Zusammenspiel beider Elemente.

Auch wenn die eigenen Interessen nicht unbedingt im Programmieren liegen, gibt es viele Berufe und Stellen in der IT, in denen Kreativität, lösungsorientiertes Arbeiten und Kommunikation gefragt sind. Falls ihr auch darüber nachdenkt im Tech-Bereich zu arbeiten oder euch umzuorientieren, dann verlasst euch auf die Fähigkeiten, die ihr bereits besitzt und vergesst die Informatiker:innen Klischees, die lange der Vergangenheit angehören!

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