In kurzer Zeit viele verschiedene Tech-Themen kennenlernen? Und das ohne Informatik-Studium? Genau das geht in der Unternehmensberatung. Carlotta erzählt uns, wie ihr Arbeitsalltag als Senior Associate Consultant bei Bain aussieht und warum es sie so begeistert, als Beraterin an der Schnittstelle von Strategie und Tech zu arbeiten.
Das ITgirl im Profil
Name: Carlotta Börner
Position: Senior Associate Consultant
Alter: 26 Jahre
Traumberuf als Kind: Schauspielerin oder Autorin
Unternehmen: Bain & Company
Liebe Carlotta, wie hat sich deine Passion für Tech entwickelt?
Nach dem Abitur war ich nicht sicher, was ich später mal machen möchte und habe mich für ein klassisches BWL-Studium entschieden. Da ich dies dann aber als sehr einseitig empfunden habe, wollte ich mich nach dem Bachelor nochmal umorientieren und habe meinen Master in Globalisation, Business and Development in England gemacht. Das Studium hat sehr viel Spaß gemacht, da es mir neue Perspektiven aufgezeigt hat. Gleichzeitig habe ich aber gemerkt, dass mir die datenbasierte Analyse von Fragestellungen und das analytische Arbeiten mit Daten fehlt. So ist es dazu gekommen, dass ich im Anschluss ein Data Science Bootcamp absolviert habe und darin voll und ganz aufgegangen bin. Das war mein Einstieg in die Tech-Welt.
Was genau begeistert dich an Tech?
Am meisten begeistert es mich, Informationen aus einer Datenbank zu ziehen, diese in den Kontext zu setzen und zu interpretieren. Denn entgegen der allgemeinen Wahrnehmung schafft ein Data Scientist als Endergebnis keine Zahl, sondern eine neue Erkenntnis.
In meinem Masterstudium habe ich darüber hinaus spannende Technologien kennengelernt, die Menschen auf verschiedene Arten helfen können. Diese werden häufig als Tech for Good bezeichnet. Beispielsweise gibt es Zahlungsmethoden, die Menschen in Entwicklungsländern Zugang zum internationalen Zahlungsmarkt bieten oder Technologien im Agrarsektor, mit denen Menschen die Bewässerung ihrer Felder verbessern und somit trotz Wasserknappheit Landwirtschaft betreiben können.
Auch in unserer Wirtschaft können Technologien Prozesse stark vereinfachen, sodass man sich auf das Wesentliche fokussieren kann. Das führt langfristig dazu, dass Menschen mehr Spaß an ihrer Arbeit haben und Unternehmen besser funktionieren. Insbesondere während meiner Zeit bei Bain habe ich an diesem Aspekt schon viele Erfolge mitgestaltet.
Inwiefern kannst du deinem IT-Interesse bei Bain nachgehen?
Bain ist eine Unternehmensberatung. Wir helfen Unternehmen also dabei, wichtige Zukunftsfragen zu lösen. Die Arbeit mit Daten ist hier nicht mehr wegzudenken. Auf persönlicher Ebene ermöglicht es Bain mir zudem, genau an den Tech Themen zu arbeiten, die ich spannend finde. Ich habe selbst Einfluss auf das Staffing, da ich Präferenzen für die Projektauswahl angeben kann. Ich kann persönliche Präferenzen angeben und mein Interesse an Tech und Data Science positionieren.
Wie sieht dein Arbeitsalltag konkret aus?
Die Arbeit ist sehr vielfältig und natürlich immer vom Projekt abhängig. Ich habe bisher zwei sehr unterschiedliche Projektarten kennengelernt: den Private-Equity-Bereich und die Digitalisierungsarbeit in Konzernen. Bei Letzterem habe ich beispielsweise bei einem Versicherungsunternehmen unter Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz daran gearbeitet, die Zahl der Kündigungen zu reduzieren. Dabei habe ich eine Schnittstellenfunktion. Das heißt, ich definiere gemeinsam mit den Consultants die Ziele des Projekts und übersetze diese dann mit den Data Scientist in technische Anforderungen. In Richtung der Kund:innen fungiere ich als Übersetzerin und erkläre, wo wir im Projekt stehen und welchen Nutzen das am Ende für das Unternehmen hat. Vor allem aber ist es eine Validierung, ob unsere Algorithmen nicht nur statistisch, sondern auch in der Realität Sinn ergeben. Dieser starke Fokus auf Kommunikation und Problemlösung begeistert mich an meiner Rolle in den Tech-Projekten besonders.
Die zweite Projektart ist der Private-Equity-Bereich, bzw. Growth Capital. In solchen Projekten betrachten und analysieren wir Scale-ups, in die ein Venture Capital Fond investieren möchte, oder arbeiten an Strategien für Firmen, in die bereits investiert wurde. Thematisch habe ich mich vor allem auf den FinTech-Bereich spezialisiert und untersuche dort, ob Technologien und Geschäftsmodelle zukunftsfähig sind. In dieser Rolle habe ich einen stärkeren Produktfokus. Dabei lerne ich sehr viel über neue Technologien und ihre gesellschaftliche Anwendung.
Inwieweit kannst du in deinem Beruf die digitale Zukunft mitgestalten?
Ich bin sehr dicht an allen Themen und Problemen dran, mit denen sich Unternehmen zurzeit beschäftigen. Als Berater:innen denken wir immer an die Zukunft: Was können wir tun, damit etwas nicht nur heute, sondern auch in mehreren Jahren noch gut funktioniert? Gleichzeitig setze ich mich sehr viel mit Zukunftstechnologien auseinander – von Krypto bis hin zu digitalen Zahlungsmethoden. Tech bedeutet also nicht, dass man ein:e Softwareentwickler:in sein muss. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Digitalisierung mitzugestalten.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten bietet dir Bain?
Einer der entscheidenden Aspekte für mich ist die Vielfalt an Projekten. Dadurch lerne ich nicht nur verschiedene Technologien, sondern auch Skills und Arbeitsweisen kennen. Der Fokus in der Beratung liegt stark auf der Problemlösung und Strategie. Sich immer wieder in neue Probleme hereinzudenken, reizt und fordert mich. Außerdem hat Coaching und Feedback bei Bain einen großen Stellenwert. Durch das stetige und konstruktive Feedback von Vorgesetzten und Kolleg:innen kann ich mich sehr schnell weiterentwickeln.
Darüber hinaus ist alles, was ich bei Bain lerne, auch auf andere Bereiche anwendbar. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, in der Zukunft ein Tech-Start-up zu gründen. Dass ich als Beraterin sehr projektorientiert arbeite und früh lerne, Verantwortung zu übernehmen, bereitet mich gut darauf vor. Auch thematisch ist die Erfahrung sehr wertvoll. Gerade in Deutschland werden im B2B (Business to Business) Bereich noch viele Innovationen entstehen. Bei Bain habe ich die einzigartige Möglichkeit, die Probleme vieler verschiedener Unternehmen und Branchen verstehen zu lernen.
Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten in Bezug auf deine IT-Fähigkeiten aus?
Bain bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich im Bereich Tech und Data Science weiterzubilden. Es gibt verschiedene interne Trainingsformate. Beispielsweise werde ich nächsten Monat ein Training absolvieren, um Analytics Certified Consultant zu werden. Dabei werden wir ausgebildet, um die Schnittstelle von Data Science und Unternehmensberatung zu sein. Ich könnte aber auch ein externes Data Science Bootcamp machen – fast alles ist möglich.
Mit dem Konzept „Build your own Bain“ ermöglicht Bain allen Mitarbeitenden maximale Gestaltungsflexibilität für den persönlichen Karriereweg. Da ich meine IT-Fähigkeiten noch weiter ausbauen möchte, werde ich einen zweiten Master in Computer Science machen. Auch dabei unterstützt mich Bain – sowohl bei der Masterbewerbung als auch finanziell während des Studiums. Zudem habe ich die Sicherheit, dass ich danach zu Bain zurückkehren kann. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, innerhalb eines Externships für ein paar Monate in einem anderen Unternehmen zu arbeiten, beispielsweise, um Tech-Skills nochmal in eine andere Richtung weiterzuentwickeln. Durch die Kombination aus der Projektarbeit und den Fortbildungsmöglichkeiten würde ich sogar sagen, dass eine Unternehmensberatung eines der geeignetsten Umfelder für den Quereinstieg in die IT ist.
Würdest du auf deinem Weg rückblickend etwas anders machen?
Wenn ich mich heute nochmal entscheiden dürfte, würde ich Mathe studieren. Das war nach dem Abitur auch mein Plan, aber ich habe es mir nicht zugetraut. Ich dachte immer, ich müsste ein Zahlengenie sein, um Mathe oder Informatik zu studieren. Außerdem hatte ich Bedenken, dass dort keine anderen Frauen sind und ich nicht in den Studiengang reinpasse. Heute bin ich sicher, dass das jede:r schaffen kann, wenn man Interesse und Leidenschaft für ein Thema mitbringt. Trotzdem glaube ich, dass ich am Ende genau dort gelandet wäre, wo ich jetzt bin. Denn ein Mathestudium qualifiziert mich ebenso für die Beratung wie ein BWL-Studium.
Welche Tipps hast du für Frauen, die an Tech-Themen arbeiten möchten?
Seid selbstbewusst, habt Vertrauen in eure Fähigkeiten und traut euch einen Tech-Beruf zu. Setzt euch nicht mit eurer Studien- oder Berufswahl unter Druck, denn am Ende findet ihr euren Weg. Und wenn ihr erst später herausgefunden habt, dass ihr Tech spannend findet, ist es auf keinen Fall zu spät, sich in diese Richtung zu entwickeln.
Zum Start ist es sicherlich eine gute Idee, ein paar Onlinekurse oder ein Bootcamp zu absolvieren, oder vielleicht ein Praktikum in einem Tech-Start-up oder eben einer Unternehmensberatung. Es gibt viele Bereiche und Berufe, in denen man sich mit den spannenden Technologiefragen auseinandersetzen kann.
Wenn du allen Mädchen in der Abschlussklasse auf einer leeren Tafel eine Botschaft hinterlassen könntest, was würdest du drauf schreiben?
„Wenn du es wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen.“ Gerade in Bezug auf Tech ist das super wichtig. Du musst noch kein Genie sein oder schon eine herausragende App gebaut haben, um anzufangen. Du kannst an einem Punkt anfangen und dich Stück für Stück weiterentwickeln. Daran arbeite ich selbst jeden Tag aufs Neue.
Wenn du es wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen.
Wenn du mehr über Bain erfahren möchtest, dann schau gerne auf der Website, Instagram oder LinkedIn vorbei. Bei Fragen kannst du dich auch gern direkt bei Carlotta melden: Carlotta.Boerner@bain.com
Weitere Einblicke findest du auch in unserem Artikel zu Lauras Praktikum bei Bain.