Mathe hat mich nie so interessiert. So habe ich lange Zeit gedacht, wenn mir jemand nahegelegt hat, mich in der IT umzuschauen. Wie ich doch den Einstieg geschafft habe und warum Softwareentwicklerin sich zu meinem Traumberuf entwickelt hat, möchte ich euch heute erzählen.
Am Anfang stand die Langeweile
Alles begann mit meinem Bachelor-Berufspraktikum Im Herbst 2018. Während mir das mit spannenden Themen vollgepackte Bachelorstudium Psychologie viel Spaß gemacht hat, merkte ich während der praktischen Phase, dass mich die Tätigkeiten der meisten Berufsfelder, die einem mit dem B.Sc. Psychologie offen standen, nicht wirklich reizten. Häufig bestand das Tagesgeschäft aus den immergleichen Tätigkeiten, die mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung wenig zu tun hatten. Schon nach einigen Monaten im Personalbereich fühlte ich mich nicht mehr gefordert und ertappte mich immer öfter dabei, wie ich schon vor der Mittagspause sehnsüchtig auf die Uhr schaute.
Was aber dagegen tun? Den Bachelor so kurz vorm Ziel abbrechen? Und dann?
Für mich stand schnell fest – abbrechen kommt nicht in Frage. Also schrieb ich parallel zum Praktikum meine Bachelorarbeit. Das war allerdings der leichte Teil, denn was ich eigentlich machen wollte, wusste ich auch nach der Abgabe nicht so genau. Allerdings gab es da eine Sache, die mich mehr und mehr interessierte: Programmieren.
Schon während meiner Seminararbeit im Bachelor hatte ich erste Berührungspunkte mit Code, als wir unsere selbst durchgeführte Studie im Statistikprogramm R auswerten sollten. Auch wenn das Erweitern der Skripte zur Auswertung mit vielen Flüchen und noch mehr langen Abenden in der Bib verbunden war, irgendwie machte mir diese Knobelarbeit auch Spaß. Als dann ein Freund von mir begann, sich als Mentor an MeetUps für Programmiereinsteiger:innen zu beteiligen, ließ ich mich schließlich überreden, doch einmal mitzukommen.
Die Lösung: Lokale Communities
Diese Treffen drehten sich darum, technisches Wissen in interessanten Projekten zu vermitteln. Organisiert wurden sie von den wunderbaren PyLadies Hamburg, die sich speziell dafür einsetzen, mehr Frauen und unterrepräsentierte Gruppen für die Softwareentwicklung zu begeistern. Neben solchen MeetUps veranstalten sie auch regelmäßig tolle Konferenzen, wie den Hamburg Python Pizza Day.
Nachdem die MeetUps mein Interesse geweckt hatten, begann ich, online selbst programmieren zu lernen, indem ich die Einsteiger-Kurse von FreeCodeCamp und CodeCademy durchlief. Nebenbei jobbte ich im IT-Support, um mein Grundwissen im Bereich IT-Infrastruktur zu erweitern. Irgendwann war ich schließlich in der Lage, mein eigenes Projekt zu starten (das übrigens bis heute nicht fertig ist). Im August 2020, nach einem Jahr des Selbststudiums und ebenso vielen Erfolgen wie Misserfolgen, wagte ich schließlich den Sprung, startete einen Zertifikatskurs für professionelle Softwareentwicklung und bewarb mich zeitgleich für eine Trainee-Stelle in der Softwareentwicklung. Und auch wenn ich die ersten Monate jeden Tag so nervös war, als wäre es mein erster, habe ich diese Entscheidung nie bereut. Mittlerweile, rund anderthalb Jahre später, mache ich einen berufsbegleitenden Master in Angewandter Informatik an der Nordakademie Graduate School und kann mir gar nicht mehr vorstellen, einen anderen Job zu haben.
Was macht Softwareentwicklung so spannend?
Zunächst einmal bietet Softwareentwicklung ein sehr effektives Schutzschild gegen Langeweile. Es gibt immer etwas Neues zu lernen, egal ob es dein erster oder dein 1000. Tag ist. Dabei sind häufig ganz unterschiedliche Kompetenzen gefordert, Kreativität beim Thinking Outside the Box, um innovative Lösungen zu generieren, genauso wie analytisches Denken bei der Umsetzung der Lösungen. Dabei ist man selten allein – Entwickler:innen setzen häufig auf Pair Programming, um gemeinsam Probleme zu lösen und voneinander zu lernen. Diese Zusammenarbeit ist dabei keineswegs auf das gemeinsame Büro beschränkt – in kaum einem anderen Beruf hat man so viele Freiheiten, solange man einen Laptop und einen Internetanschluss zur Verfügung hat, kann man von überall aus arbeiten. Das führt auch dazu, dass man sich international eng vernetzt, spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist Remote Work für die meisten Arbeitgeber zum Standard geworden. Zuletzt ist Softwareentwicklung wirklich allgegenwärtig – ob Konzern oder Startup, ohne digitale Lösungen kommt heutzutage keine Firma mehr aus. Die Anwendungsfelder sind dabei enorm vielfältig – ob Machine Learning und Artificial Intelligence, Webentwicklung, App-Entwicklung oder maschinennahes Programmieren.
Mein Fazit
Rückblickend stellen sich mir vor allem zwei Fragen:
- Würde ich es wieder tun?
- Würde ich es genau so wieder tun?
Die erste Frage kann ich ganz eindeutig mit ja beantworten. Mir macht meine Arbeit immer noch jeden Tag Spaß und ich freue mich immer wieder über die Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
Die zweite Frage muss ich mit einem klaren jein beantworten. Wie so oft im Leben ist man hinterher immer schlauer und insbesondere in der Softwareentwicklung ist die Lernkurve doch eher steil. Der wichtigste Punkt ist für mich dabei allerdings nicht das Wie, sondern das Wann. Ich hätte mir einige Mühen ersparen können, wenn ich mir von Anfang an zugetraut hätte, dass ich auch im technischen Bereich Erfolg und Erfüllung finden kann. Heute weiß ich, dass meine Mathenote in der Schule eher wenig damit zu tun hat, wie gut ich programmieren kann.
Daher ist dieser Artikel ein Appell an alle, die Mathe nur mäßig begeistert, an alle die gerne Lösungen (oder Probleme!) finden und an alle, die vielleicht schon einmal den Gedanken hatten “Technik ist schon spannend, aber sowas liegt mir nicht.”. Gebt euch einen Ruck und probiert es aus, ihr werdet erstaunt sein, was alles in euch steckt.
Dieser Artikel hat dich inspiriert und du möchtest wissen, wie du selbst programmieren lernen kannst? Hier findest du mehr dazu in unserem Artikel „Programmieren lernen – den richtigen Weg finden“.