Du möchtest Programmieren lernen? Wir erklären dir, wie es geht. Dieser Artikel richtet sich an alle, die bereits fest entschlossen sind. Wir stellen dir Coding Bootcamps und Online Abschlüsse vor. Falls du Programmierung lieber erstmal ausprobieren möchtest, lies am besten unseren Artikel über die besten Wege, Programmieren zu lernen.
Wie fange ich an, wenn ich mich vertiefen möchte?
Wenn du dich vertiefen und vielleicht sogar wirklich Entwickler:in werden möchtest, gelten im Prinzip genau dieselben Dinge, die ich in den letzten Artikeln bereits erzählt habe. Der Unterschied ist, dass du vermutlich bereits den ein oder anderen Berührungspunkt mit Software hattest. Wahrscheinlich hast du bereits ein Gefühl dafür, ob du dich in Richtung Frontend- oder Backend-Entwicklung orientieren möchtest. Außerdem bist du vermutlich bereit, mehr Zeit und eventuell auch Geld zu investieren.
Aus meiner Sicht lohnt sich das auch. Eine sehr gute Freundin hatte sich zum Beispiel drei Monate Zeit genommen, um sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, programmieren zu lernen. Natürlich konnte sie vorher nicht wissen, ob es ihr tatsächlich so viel Spaß machen würde, dass sie am Ende als Entwicklerin arbeiten würde. Sie war aber der festen Überzeugung, dass sie nichts zu verlieren hatte. Programmierkenntnisse hätten sie schließlich im schlimmsten Fall nur zu einer besseren Produktmanagerin oder ähnlichem gemacht. Überlege dir also am besten, wie hoch das tatsächliche Risiko für dich ist und ob du dieses eingehen kannst oder willst.
Wenn du dich dazu entscheiden solltest, in Vollzeit programmieren zu lernen, gibt es neben den kleineren Online-Kursen und sonstigen Materialien noch weitere, “ganzheitlichere” Möglichkeiten.
Coding Bootcamps
Eine sehr beliebte Möglichkeit sind Coding Bootcamps. Ein solches Bootcamp hat meine Freundin gemacht. Sie hat ein 9-wöchiges, ziemlich intensives Vor-Ort-Training absolviert und ist danach als Softwareentwicklerin bei einem Startup eingestiegen.
Der Vorteil an diesen Bootcamps ist, dass du nicht alleine programmieren lernst. Du hast die anderen Kursteilnehmer:innen um dich, die in derselben Situation stecken. Du baust also direkt ein Netzwerk auf und bleibst so mit einer höheren Wahrscheinlichkeit motiviert. Ihr arbeitet gemeinsam an Projekten und habt Lehrer:innen, die ihr jederzeit um Hilfe bitten könnt. Außerdem bestehen häufig Unternehmenskooperationen, die deine Chancen erhöhen, auch als Junior schnell einen Job zu finden.
Leider sind diese Bootcamps ziemlich teuer. Zu den bekannteren Coding Bootcamps gehören z.B. Le Wagon, Ironhack, Codeworks, Wild Code School oder Spiced Academy. Die Kosten befinden sich eher im oberen vierstelligen Bereich. Unter 6000€ kommt man kaum weg. In bestimmten Fällen gibt es Stipendien oder staatliche Unterstützung. Solltest du außerdem nicht in der Stadt leben, in der das Bootcamp stattfindet, kommen diese Kosten auch noch hinzu.
Wenn man danach googlet, findet man die unterschiedlichsten Meinungen dazu, ob sich ein Bootcamp lohnt oder nicht. Ich vermute, das hängt ganz davon ab, wie du am besten lernst und was am besten zu deiner Lebenssituation passt.
Intensive Online-Kurse
Eine etwas günstigere Variante, die online stattfindet und dir zeitlich mehr Flexibilität einräumt, sind intensive Onlinekurse, wie z.B. die Nanodegrees bei Udacity. Für meine Zwecke – selbst etwas einfaches bauen zu können – fand ich diesen Weg sehr passend.
Kosten
Ich hatte beschlossen, mit dem Introduction to Programming Nanodegree zu starten. Der Kurs ist bei 5-10h pro Woche auf 4 Monate ausgelegt. Für 4 Monate zahlt man zwischen 1000 und 1500€ für diesen Kurs. Man kann ihn aber auch auf Monatsbasis für 300-400€ kaufen. Ein Monat war für mich – da ich den Kurs in Vollzeit gemacht habe – mehr als genug Zeit. Ein Tipp: Meistens bietet Udacity recht hohe Rabatte auf die Kurse an und man muss selten den vollen Preis zahlen – schau also am besten regelmäßig bei Udacity vorbei, wenn es aktuell keinen Rabatt gibt. Verglichen mit einem Bootcamp finde ich aber auch ohne Rabatt zumindest die Monatspreise für einen Kurs gerechtfertigt.
Inhalt
In dem Intro to Programming Kurs werden sowohl HTML, CSS, JavaScript als auch Python Basics behandelt. Diese Mischung fand ich wirklich sinnvoll. Ich wusste zwar bereits, dass ich mich gerne in Richtung Frontend vertiefen möchte. Allerdings war es noch einmal eine gute Gelegenheit, das zu validieren. Der Kurs war insgesamt schön transparent aufgebaut, es gab viele Übungen und drei kleine Pflichtaufgaben. Und die Instructors haben sich sehr viel Mühe damit gegeben, die Grundlagen wirklich gründlich zu behandeln. Das hat mir sehr dabei geholfen, Schritt für Schritt selbstständiger zu werden und es mir zuzutrauen, selbst eine Webseite aufzubauen.
Wie ich weiter vorgegangen bin
Zugegebenermaßen haben mein Wirtschaftsingenieur-Studium und meine Berufserfahrung mir dabei geholfen, den Lernstoff schnell zu verstehen. Vielleicht dauert es ein wenig länger, Grundkonzepte wie zum Beispiel Schleifen zu verstehen, wenn man vorher nie welche gesehen hat. Ich bin mir aber sicher, dass du auch komplett ohne Vorkenntnisse mit dem Kurs zurechtkommst, wenn du konzentriert dran bleibst.
Ich habe im Anschluss an den Intro-Kurs noch weitere Kurse zur Vertiefung gemacht. Diese Kurse waren dann auch spezifisch auf die Frontend-Entwicklung zugeschnitten. Der Intro-Kurs hatte die Basics zwar gründlich abgedeckt – was auch absolut nötig war – aber es waren eben nur Basics. Nebenher habe ich begonnen meinen Blog aufzubauen und es hat super funktioniert.
Coding Workshops und Online Trainings
Ein Bootcamp, oder ein Udacity Nanodegree sind selbstverständlich nicht die einzigen Möglichkeiten, selbst kleine Softwareprojekte umsetzen zu können oder Entwickler:in zu werden. Das sind zwei Wege, die sich für meine Freundin und mich jeweils als sinnvoll und effektiv erwiesen haben. Ich kenne aber auch Entwickler:innen, die sich das Programmieren über viele kleinere Online-Kurse, Code und Dokumentation lesen und viel Ausprobieren beigebracht haben.
Ein weiterer Weg sind Coding Workshops oder interaktive Trainings, beispielsweise bei der Codingschule. Sie sind eine Mischung aus den beiden vorherigen Optionen. Oft finden sie in einer Kombination aus Selbstlernen mit Online Materialien und Live oder Remote Unterricht statt. Wenn dir ein Coding Bootcamp also zu viel ist, du aber besser in einer Gruppe und mit persönlicher Betreuung lernst, könnte das eine tolle Option für sich sein. Da Coding Workshops häufig kürzer sind als ein Coding Bootcamp sind sie entsprechend günstiger – Kosten von etwa 150€ sind realistisch. Sie sind damit auch eine Möglichkeit, in verkürzter Form auszuprobieren, ob du besser mit einem Online Degree oder in einem Coding Bootcamp lernen kannst.
Kurse für junge Erwachsene und Kinder
Wenn du selbst noch unter 18 bist oder deinem Kind die Chance geben möchtest, Programmieren zu lernen, hast du Glück. Für Kinder gibt es zahlreiche tolle Angebote, die oft gefördert werden und dadurch sehr kostengünstig sind. Die Hackerschool und die Codingschule Junior sind Beispiele, die wir persönlich sehr empfehlen können. Bei der Hackerschool wird eine Kursgebühr von 30€ für zwei Termine erhoben, bei der Coding Schule für vier Termine 120€. Es bestehen aber auch Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung.
Es gibt verschiedenste Kurse, in denen junge Erwachsene und Kinder erste Kenntnisse in Programmieren erlangen und dabei gleichzeitig die Berufe der Zukunft erkunden können. Egal ob du bereits weißt, dass dich Computer interessieren oder du es einfach mal ausprobieren möchtest – du lernst viele wertvolle Fähigkeiten für deine Zukunft. Vor allem aber sind die Kurse auf Spaß ausgelegt und geben dir die Chance, kreativ deine eigene Webseite oder dein eigenes Spiel zu programmieren.
Anfangen ist der wichtigste Schritt
Egal für welchen Weg du dich entscheidest – die Hauptsache ist, dass du anfängst. Dass du einfach aktiv wirst, dir einen Plan machst, dich nicht entmutigen lässt und neugierig bleibst. Ich weiß, wie einschüchternd all die tollen Quellen und das riesige Wissen erfahrener Entwickler:innen wirken können. Lass dich aber nicht davon verunsichern und nutze sie für dich so gut du kannst! Auch die erfahrenen Entwickler:innen haben irgendwann einmal damit angefangen. Und ich habe wirklich selten mehr Unterstützung bekommen!
Wenn du deine Freundinnen überzeugen möchtest, ebenfalls Programmieren zu lernen, teile doch unsere 10 Gründe Programmieren zu lernen mit ihnen.