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Mut, Gelassenheit und Neugier: Katjas Rezept für einen Quereinstieg in die IT

Entdecke die inspirierende Geschichte von Katja, Data Analyst bei Leitart, und erhalte wertvolle Ratschläge für deinen eigenen Weg in die Welt der Technologie.

April 03, 2024

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Entdecke den persönlichen Weg von Katja, Data Analyst bei Leitart, die ihre Karriere mit einem Quereinstieg in die IT-Branche begann. In unserem Interview teilt Katja wertvolle Einsichten darüber, wie sie von einem Studium der Wirtschaftspsychologie zu einer erfolgreichen Karriere in der Technologiebranche gelangt ist. Erfahre, wie sie Mut, Gelassenheit und Neugier als Schlüssel zum Erfolg betrachtet und warum sie junge Frauen ermutigt, sich trotz möglicher Hürden für eine Karriere in der IT zu entscheiden. Lass dich von Katjas Geschichte inspirieren und erhalte wertvolle Tipps für deinen eigenen beruflichen Weg in der aufregenden Welt der Technologie.

Das ITgirl im Profil

Name: Katja Keller
Position: Data Analyst
Traumberuf als Kind: Archäologin
Unternehmen: LeitArt Gesellschaft für Mittelstandskybernetik mbH

Erzähl uns von deiner Ausbildung und wie du von der Wirtschaftspsychologie zur IT gekommen bist.

Nach dem Abitur habe ich in einem kommunalen Projekt in einer kleinen Stadt in Frankreich ein freiwilliges Jahr geleistet. Danach begann ich ein Studium für soziale Arbeit. Nach dem Bachelor habe ich mich umgeschaut, in welche Richtung ich mein Studium erweitern könnte und bin auf Wirtschaftspsychologie gestoßen. Wirtschaftspsychologie untersucht das Verhalten von Personen und Organisationen im Wirtschaftsumfeld. Da gibt es spannende Themen, wie die Untersuchung der verschiedenen Persönlichkeitsprofile, Fragen, wie Menschen in der Arbeit motiviert werden können oder wie Organisationen gestaltet werden müssen, um sich in unserer schnelllebigen Zeit immer wieder neu aufzustellen.

Zur Wissenschaft gehört das Erfassen von vielen Daten aus Untersuchungen und ihre statistische Auswertung. Durch die Datenauswertungen musste ich mich in IT-Themen einarbeiten. Ich fand es faszinierend, welche Analysen mit IT-Unterstützung möglich sind. Außerdem wurde ich inspiriert, 2018 in Zürich an einem Swiss Open Cultural Data Hackathon mit tollen Projekten teilzunehmen.

Ich erinnere mich besonders an zwei Projekte:

  1. „Ask the artist" Mittels Sprachausgabe wurden Informationen zur Entstehungsgeschichte von Kunstwerken vermittelt. Damals noch ungewöhnlich, heute selbstverständlich.
  2. „dog name creativity survey" Hier war der Spaß im Fokus, zu analysieren, ob Kunst- und Kultureinrichtungen in der Umgebung die Kreativität von Hundenamen beeinflussen.

Auf dem Hackathon machte ich meine ersten Erfahrungen mit Python, einer Programmiersprache vor allem für Lösungen mit statistischen Zusammenhängen.

Deine erste Vollzeitstelle war bei Adesso, einem Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen. In welchem Bereich hast du dort gearbeitet und wie hast du dir damals die fehlenden IT-Kenntnisse angeeignet?

Während meines Studiums arbeitete ich als Werkstudentin bei Rolls-Royce-Solution und sammelte im HR-Bereich Erfahrungen im Recruiting, Prozessanalyse und Projektmanagement. Nach meinem Masterabschluss im Jahr 2020 gab es dort leider keine Stelle und ich suchte auf dem Markt nach Angeboten als Personal- und Organisatinsentwickler:in, aber durch den Kostendruck in den Unternehmen wegen der Folgen der Pandemie war der Bedarf stark zurückgedrängt worden.

Also probierte ich mich als Trainee bei adesso, einem namhaften IT-Dienstleister. Ich begann das erste halbe Jahr im Projektmonitoring. Ich begleitete komplexe, schwierige Projekte, die in Schieflage geraten waren, um sie wieder auf Kurs zu bringen.

Danach wechselte ich in den Bereich für öffentliche Geschäftskunden und arbeitete an der Einführung von Microsoft Dynamics 365 mit. In einem weiteren Projekt engagierte ich mich in der Rolle der stellvertretenden Projektleitung. In dem Umfeld konnte ich viel Know-how im Customizing solcher Systeme mit „Learning-by-doing" aufbauen, so dass ich Workflows einrichtete, intuitive Eingabeformulare erstellte und übersichtliche Ansichten gestaltete.

adesso bietet ein umfangreiches Weiterbildungsangebot, das ich nutzen durfte.

Zudem konnte ich immer meine tollen und hilfsbereiten Kolleg:innen fragen, wenn ich nicht weiterwusste.

Du arbeitest seit kurzem bei LeitArt, einem Unternehmen für datenbasierte Unternehmenssteuerung. Kannst du uns einen groben Einblick in deinen Arbeitsalltag geben? Was sind deine Aufgaben als Data Analyst bei Leitart?

Die Leitart sieht sich selbst als Partner für datenbasierte Unternehmenssteuerung, der die Wirksamkeit durch innovative Technologien und Automatisierungen steigert. Dazu entwickeln wir Produkte in der Datenvisualisierungssoftware Qlik.

Ich schätze sehr das Vertrauen, meine Arbeit selbst zu gestalten und zu organisieren. Kein Tag ist gleich, ich habe täglich unterschiedliche „Hüte" auf.

In Qlik lassen sich mit low code schnell Analysen, Workflows oder Auswertungen erstellen – ähnlich, wie man sie von Tableau oder PowerBi kennt. Die Anwendung kann ich aber auch mit Themengebieten wie bspw. Maschinelles Lernen, Automatisierungen, Reporting, automatische Benachrichtigungen und Alarme vertiefen und erweitern. Die Bandbreite ist groß. In größeren Projekten übernehme ich die Projektleitung und kümmere mich um ein effektives Projektmanagement. Die grundlegenden Prozesse in der Datenanalyse sind immer wieder anzutreffen: die Anforderungserhebung beim Kunden/bei Kundinnen, die Datensichtung und -bereinigung, der Aufbau eines relationales Datenmodell bis hin zu einem fertigen Produkt – eine Applikation, die es dem Anwender:innen leicht macht, Informationen aus den Daten herauszulesen und konkrete Handlungen zu tätigen.

Kurz gesagt gestalte ich mit meinen Kund:innen den Weg in einen datengetriebenen Arbeitsalltag.

Meine Kund:innen erkennen durch die angepasste Qlik-Applikation, welche Schritte zu tun sind, wie sie priorisiert werden und welche Entscheidungen zu treffen sind. Welcher Kundenauftrag ist gerade der wichtigste? Welches Kundenprofil verspricht wann mit welchen Produkten die besten Geschäfte? Wenn eine Maschine ausfällt, welche Fehler ist entsprechend der Vergangenheitsdaten am wahrscheinlichsten?

Katja bei der Arbeit

Welche Herausforderungen hast du auf deinem bisherigen Weg vom Studium der Wirtschaftspsychologie bis zu deiner jetzigen Position bei Leitart gemeistert? Gibt es Erfolge, auf die du besonders stolz bist?

Es gibt eigentlich gar keine herausragende Herausforderung. Es ist eher ihre Vielzahl.

Schaue ich zurück, staune ich über die vielen Aspekte in meiner Arbeit, in denen ich mir Know-how und Erfahrungen angeeignet habe. Sicherlich hat mir eine gewisse Beharrlichkeit geholfen, immer noch etwas mehr kennenzulernen und auszuprobieren. Außerdem mag ich es, offen zu sein für neue Themen, sie mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen.

Es ist gar nicht so einfach, die übergeordneten Zusammenhänge zu finden, ohne sich in den Details zu verlieren. Wo setzt man die Grenzen zwischen Detaillieren und Abstrahieren? Ich mag meinen Job und ich schätze die auch die vielen kleinen Erfolge:

  • Die Arbeit macht mir Spaß und bringt Zufriedenheit.
  • Ich bin Teil im IT-Netzwerk, in dem wir uns austauschen, spannende Themen und Lösungen diskutieren.
  • Ich habe unser Qlik World Event mitorganisiert und es wurde ein schöner Erfolg. Das macht mich stolz.
  • Ich freue mich über das positive Feedback meiner Kund:innen.

Welche Erfahrungen hast du als Frau in der männerdominierten Technologiebranche gemacht? Kannst du eine konkrete Erfahrung aus deiner Arbeit mit uns teilen?

Leitart hat ein modernes Menschenbild. Das ist ein wesentlicher Grund, warum ich hier arbeite. Ich werde unabhängig von meinem Alter oder meinem Geschlecht geachtet und wertgeschätzt. Das gibt es sicherlich nicht überall so. Im Umgang mit Kund:innen hatte ich schon zwei oder drei Mal das Gefühl, dass ein natürlicher Vertrauensvorschuss nicht automatisch vorhanden ist. Stattdessen muss man durch Leistung überzeugen, was mitunter Druck erzeugen kann. Persönlich kann ich damit gut umgehen, da mein Anspruch stets ist, mein Bestes zu geben.

Wie können Unternehmen wie adesso und Leitart dazu beitragen, mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen und zu unterstützen?

Bei adesso gibt es die „She for IT" - Initiative, die darauf abzielt, Frauen in der IT-Branche zu stärken und zu fördern.

Das war damals auch einer der Gründe, mich bei adesso zu bewerben. Vor allem große Unternehmen bieten Formate mit gezielten Weiterbildungsmaßnahmen an, die den Karriereweg von Frauen in Fach- oder Führungsrollen unterstützen. Bei der Leitart sind wir aktuell 15 Leute, davon 4 Frauen. Wir setzen auf andere, zu unserer Größe passende Maßnahmen, um Frauen in technischen Berufen zu gewinnen. Wir organisieren regelmäßige Treffen von HTW-Studenten an unserem Standort, halten interessante Vorträge auf Messen und in Universitäten und unterrichten an Hochschulen.

Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die über eine Karriere in der IT-Branche nachdenken, aber zögern, weil ihnen die technische Ausbildung fehlt?

Mutig sein! Das Thema „Confidence Gap" bei Bewerbung ist sicherlich dem ein oder anderen bekannt: Studien belegen, dass Männer sich auf eine Stelle bewerben, wenn sie sie zu 60 Prozent erfüllen. Frauen hingegen nur, wenn sie alle Kriterien erfüllen. Ein sinnbildliches Beispiel ist der Schauspieler Sabin Tambrea, der in einem NDR-Talkshow erzählte, dass er bei einem Casting gefragt wurde, ob er reiten kann. Seine schlagfertige Antwort darauf war „Ich kann reiten. Ich muss es nur noch lernen." Diese Antwort spiegelt meiner Meinung nach Offenheit, Lernwille und Neugierde wider. Hier sollten wir uns ein Beispiel nehmen und selbstbewusst in die Zukunft schreiten, auch wenn wir nicht jedes einzelne Kästchen abhaken können, schließlich gibt es Fähigkeiten, die man noch erlernen bzw. aufbauen kann.

Gelassener Sein! Selbst im schlimmsten Fall geht die Welt nicht unter. Wenn wir uns vor Augen führen, dass das Worst-Case-Szenario selten so katastrophal ist, wie wir es uns ausmalen, können wir mit mehr Gelassenheit und Zuversicht an neue Herausforderungen herangehen. Diese Perspektive hilft nicht nur in stressigen Momenten, sondern auch bei der Überlegung, den Sprung in die IT-Branche zu wagen.

Neugierig sein! Meine Empfehlung: Mit offenen Augen und Neugierde durchs Leben laufen und immer bereit zu sein, Neues kennen zu lernen. Klar, manchmal muss man seine Komfortzone verlassen und sich auf unbekanntes Terrain begeben. Diese Überwindung zahlt sich jedoch meist in persönlichem und beruflichem Wachstum aus.

Gleichgesinnte & Unterstützer suchen! IT wirkt nicht selten viel zu komplex und kaum verständlich. Jedoch wird es einfacher, wenn man Gleichgesinnte und Unterstützer:innen findet.

Das Teilen von Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolgen mit anderen Frauen, die ähnliche Ziele verfolgen, schafft eine unterstützende Gemeinschaft. Es ist ermutigend zu wissen, dass man nicht allein ist und dass es Menschen gibt, die einen auf diesem Weg begleiten.

Deshalb rate ich jungen Frauen, sich nicht von scheinbaren Hürden abschrecken zu lassen.

Mut, Gelassenheit, Neugier und die Suche nach Unterstützung helfen, erfolgreich in die faszinierende Welt der IT einzusteigen. Der Weg mag nicht immer einfach sein, aber die persönliche und berufliche Entwicklung, die sich daraus ergibt, macht den Schritt lohnenswert.

Neben deiner Arbeit bist du auch als Dozentin an der ISM und der HTW Berlin tätig. Was unterrichtest du und was motiviert dich, in deiner Freizeit zu lehren?

Ich unterrichte Wirtschaftsinformatik sowie Wirtschafts- und Organisationspsychologie. Es macht mir Spaß, mein Wissen weiterzugeben. Ich möchte die Vorlesungen anschaulich gestalten und stelle mir vor, wie ich es am besten verstehen würde. Außerdem inspiriert und motiviert mich der Austausch mit den Studierenden. Allerdings kostete es mich anfänglich Überwindung von 40 Augenpaaren erwartungsvoll angeschaut zu werden 😉

Katja am Whiteboard

Du machst gerade eine Weiterbildung zum Coach bei Leitart. Was steckt hinter der Entscheidung, diese Weiterbildung zu machen?

Ich qualifiziere mich gerade zum Systemischen Coach. Ich erlerne, die systemische Brille aufzusetzen. Aus systemischer Sicht gibt es nicht eine einfache Ursache-Wirkung-Beziehung. Das passt zu meinen Wertvorstellungen und denen der Leitart, sich angesichts der steigenden Komplexität der VUCA-Welt (VUCA = volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) stetig neu anzupassen und zu hinterfragen.

Warum liegt dir das Thema "Frauen in der IT" am Herzen?

Das Thema "Frauen in der IT" liegt mir am Herzen, weil ich selbst erlebt habe, wie wichtig es ist, Vorbilder zu haben. Als ich mich damals für eine Karriere in der Tech-Branche entschieden habe, zögerte ich lange. Daher möchte ich nun anderen Frauen Mut machen und sie ermutigen, ihren Weg in der IT zu gehen.

Erfahre mehr über den Beruf als Data Analyst in unserem Interview mit Laura, die derzeit bei Beiersdorf arbeitet. Wenn du Interesse an IT hast, dir aber unsicher bist wo du studieren sollst, dann schau in unsere beiden Blogbeiträge über den Informatik Frauenstudiengang rein: Studentinnen und Professorin.

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